„Sag mal, hörst du noch ganz richtig?“
„Ich höre doch alles! Mir ist doch auch einiges zu laut!“
„Ganz richtig? Was heißt denn richtig?“
Die meisten Menschen auf dieser Erde können hören, das ist Klasse, denn damit hat uns die Natur doch eine sehr nützliche und auch bereichernde Fähigkeit gegeben.
Doch was heißt denn richtig hören für dich?
Geht es darum das ein Kind auf seine Eltern hört? Darum ein Geräusch zu hören? Darum Musik zu hören? Darum die zweite Geige heraus zu hören? Darum Vögel zwitschern zu hören?
Oder eher darum den Fernseher zu verstehe? Darum beim Telefonieren zu verstehen? Oder darum in Gesprächen zu verstehen? Mit der Nachbarin, beim Einkaufen oder auf einer Feier?
Hast du dir diese Fragen schon einmal gestellt? Oder diese wahnsinnige Fähigkeit bisher als selbstverständlich genommen? Falls du dein Gehör bisher als Selbstverständlich hingenommen hast, dann weißt du sicher, das ist menschlich und häufig bemerken wir ja bekanntermaßen erst was uns fehlt wenn es weg ist oder nicht mehr so gut ist wie gewohnt.
Das kann natürlich uns selbst oder eine uns nahestehende Person betreffen.
Falls du dich selbst schon gefragt hast „Hörst du noch ganz richtig?“, oder dich gefragt hast ob ein Mensch den du lieb hast noch richtig hört, dann möchte ich dir helfen.
Dich, den Anderen und das Hören verstehen.
Die Frage was für dich hören bedeutet ist wichtig, denn wie du jetzt sicher schon bemerkt hast, ist Hören für jeden einzelnen mehr als es zuerst den Anschein hat. Hören ist für den einen Musik, für den Anderen im Wald dem Rauschen der Blätter und zwitschern der Vögel zu lauschen, das knistern des Bodens unter den Füßen zu hören oder die einzigartige Ruhe wenn man Morgens als erster, alleine durch frisch gefallen Schnee läuft.
Das alles ist hören und kann in uns Emotionen, Leidenschaft oder auch Erinnerungen wecken. Doch eine Sache die uns alle eint und fehlt.
Das Verstehen.
Kinder (Bereits ab dem Ende des sechsten Monats können Babys im Mutterleib hören, zu diesem Zeitpunkt wiegen sie in etwa 650g und sind 30cm groß) genießen Geräusche und Stimmen schon bevor Sie ein einziges Wort verstehen oder sprechen können.
Doch durch verbale Sprache eröffnet sich für uns Menschen beim heranwachsen eine ganz neue Welt. Eine Welt aus Nuancen, Betonungen, Ironie und Sarkasmus. Worte die uns berühren, die wir nie mehr vergessen. Worte zum Gruß oder aus Höflichkeit. Die Möglichkeit uns mitzuteilen und unsere Mitmenschen zu verstehen.
„Reicht es nicht aus, wenn ich aus dem Kontext schließe?„
„Öfter nachfrage?„“
„Den Fernseher lauter drehe?„
„Will ich dass alles überhaupt hören?„
„Oder wird heute einfach zu viel genuschelt?„
„Bin ich nicht noch zu jung oder vielleicht schon zu alt um mich mit dem Thema auseinander zu setzten?„
„Und was soll ich denn überhaupt daran ändern?„
„Besser zuhören?„
„Mich mehr konzentrieren?„
„Also ein Hörgerät trage ich bestimmt nicht! Noch nicht!“
„Dafür bin ich zu Jung?„
„Dafür bin ich zu alt!“
„Damit werde ich sowieso nicht fertig.„
Kommen dir diese Gedanken oder Aussagen bekannt vor?
Findest du dich, deinen Freund/in oder Familienmitglieder wieder?
Mit diesen oder ähnlichen Gedanken geht es dir wie einer Menge anderer Menschen auch.
(34,4 Millionen Menschen in der EU haben eine beeinträchtigende Hörminderung (≥35 dB) – rund zwei Drittel davon sind noch nicht mit Hörgeräten versorgt.- Von 5,8 Millionen Menschen (über 15 Jahre) mit einer beeinträchtigenden Hörminderung tragen lediglich 2 Millionen Hörgeräte in Deutschland. Quelle:Bvhi.org)
Hörgerät… das Wort hat schon häufig einen faden Beigeschmack. Okay, zwei drittel der Menschen mit einer Hörminderung sind nicht mit Hörgeräten versorgt. Warum? Und was ist mit denen die es sind?
Sind die alle glücklich?
Ja, dass ist eine wichtige Frage, sind diese Menschen glücklich? Glücklich durch Ihre Hörgeräte?
Warum tragen Sie die frohe Botschaft der super innovativen und modernen Technik nicht raus in die Welt und stecken alle anderen mit dem Wunsch nach einem so technisch hochmodernen Hilfsmittel an?
Halb Mensch, halb Maschine. Cyborgs oder so ähnlich. Fasst alle Menschen nutzen doch unsere hochmoderne Technik jeden Tag, ohne Zweifel oder Skepsis.
Computer, Kopfhörer, Fernseher, Radios, Telefone, Handys, Smartphones, Kameras, Einparkhilfen, MRT, CTS, moderne Operations- Verfahren oder Scans. Die Liste könnte ich noch um so viele Techniken erweitern. Und mir persönlich ist niemand Bekannt, der sich all dem verwehrt oder komplett entziehen möchte. Denn diese Dinge sind doch wunderbare Hilfsmittel um das Leben zu genießen, Erinnerungen zu schaffen, Gesund zu werden oder zu bleiben und in die Welt der anderen Menschen einzutauchen und mit Ihnen zu kommunizieren.
Also, warum birgt diese eine kleine Gruppe von hochtechnischen Geräte so viele Zweifel?
Zum einen sind es sicher die oben genannten Zweifel daran, ob man wirklich nicht mehr so optimal hört oder ob es nicht doch noch „normal“ ist. Denn in unserer Gesellschaft gilt „schlechtes“ Hören als ein Problem des Alters. Und alt sein? Naja, jeder möchte es werden, aber keiner möchte es sein. Nicht wahr? Eine Brille (heute häufig mehr Accessoire als Sehhilfe), ein neues Knie oder eine Dauermedikation um Lebensqualität zu erhalten sind schon lange Normalität.
Aber einen unserer fünf wunderbaren Sinne, aus scheu, Scham oder Gesellschaftlicher Norm nicht bestmöglich behandeln? Wirklich?
Wenn es nur eine Tablette geben würde die man alleine Zuhause nehmen könnte und nur der Arzt diese kleine Schwäche kennen würde. Wenn es dich keine weitere Mühe kosten oder weiteres Aufsehen für dich bedeuten würde. Würdest du diese nehmen oder einem geliebten Menschen dazu raten dies zu probieren um wieder „mitten drin statt nur dabei“ zu sein?
Falls ja, dann wünsche ich mir für dich, dass du das Thema nicht schnell wieder abhakst, sondern dir bewusst machst, was Hören für dich oder deinen Nächsten bedeutet. Das unserer Welt voller wunderbarer Klänge ist und welchen Zugang wir zu Anderen durch hören und verstehen haben.
Fass den Mut, bleib am Ball und schau was alles möglich sein kann.
Du bist mit deinem Gehör individuell, aber sehr ähnliche Schwierigkeiten, Sorgen und Ängste beschäftigen sehr viele andere Menschen auch, dabei gibt viele tolle Möglichkeiten, du musst nur deine optimale finden und dass nicht alleine.
Und ich möchte dir und ganz vielen Menschen dabei helfen, dass das Thema Hören und Hörgeräte (ja, ich traue mich das schlimme Wort zu benutzen) nicht mehr so mystisch und befremdlich oder vielleicht auch schambehaftet ist.